Aber halt! Irgendjemand kehrte auf die Bühne zurück! Die gerade gebändigte Lady hatte sich be- freit und soeben einen der Mikroständer erobert! Was sie sagte, blieb uns leider ein Rätsel, aber nun manifestierte sich männliche Verstärkung an ihrer Seite, die mit Erwähnung von Wojteks Na- men ein munteres Ständchen auf Schwedisch anstimmte. Sofort fing der gesamte Saal (mit Aus- nahme der deutschsprachigen Anwesenden) zu Singen an! Ein Geburtstagslied? Oder ein alter, schwedischer Zauber, der LOST HORIZON wieder zu uns zurückbringen sollte? Das Paar ent- entfernte sich wieder aus der Arena, die jetzt leer und einsam auf metallische Wiederbelebung wartete. Unermüdliche und inbrünstige “LOOOST HORI-ZON!”-Parolen der aufgedrehten Menge erzielten endlich den gewünschten Effekt: LOST HORIZON kehrten ins Rampenlicht zurück! Die Konzertbesucher triumphierten! ..............................................................

Mit feierlich getragener Epik hielt nun eine der wohl prachtvollsten Hymnen aller Zeiten - “King- dom Of My Will” - Einzug in die LOST HORIZON-geweihte Halle und fächterte seine königliche Aura über die zum Schwur erhobenen Fäuste der Metal-Gefolgschaft. “Riding from wastelands - black were their skies” begann Daniel seine Ode über den schweren, aber siegreichen Kampf der Selbstverwirklichung gegen die Gedankenmanipulation in der heutigen Zeit, und die Treuechöre sämtlicher LOST HORIZON-Getauften begleiteten ihn leidenschaftlich. Mit ungebremster Spiel- freude brachten die Vollblutmusiker die majestätische Power, die mitreißende Gitarrenmelodik und die spannungsvollen Tempowechsel dieses Klassikers trotz vorgerückter Stunde auf das Glanzvollste zur Geltung, während Daniels Gesang, beschwörend, machtvoll ausgipfelnd und dann wieder kristallklar, selbst nach der Dauerbeanspruchung nichts von seiner einzigartigen Bril- lanz verlor! ................................................................................

Von den stürmischen Urgewalten des Metals gepackt und hin- und hergeworfen, krallten sich meine Finger haltsuchend in den Bühnenrand! Millimeter über mir schüttelte plötzlich Wojtek mit vornübergelehntem Oberkörper sein Haupt und bearbeitete wie im ekstatischen Fieber die Saiten seiner “Washburn”-Gitarre! Auf den geweihten Brettern hinter ihm tauchte mit einem Mal ohne, dass er es bemerkte, ein Eindringling auf! Ein weibliches Individuum, das schon zuvor durch spitze “Wojtek”-Schreie aufgefallen war! Gerade noch rechtzeitig, bevor es sich auf ihn stürzen konnte, wurde es von einem der Konzertordner eingefangen und weggeführt. .........................

Page Four

Auf der anderen Seite des Bühnenabgrunds hielt Fredrik, ein Knie auf dem Boden gestützt, seine Gitarre mutig in die vor sich brodelnde Höllenbrut, dann hatte ich wieder Daniel über mir, und ein Tropfen aus Schweiß und geschmolzener Farbe traf meine Wange! “...leading you back to the metal winds!” beendete er machtvoll den offiziell letzten Song dieses Gigs, und unter dem tosenden Jubel der Fans stach Martins Bass wie ein siegreich hochgerissenes Schwert durch die Nebelschwaden Richtung Deckenhimmel! Noch bevor das Dröhnen der Gitarren hallend er- starb, badeten schon alle Warriors in einem ohrenbetäubenden Meer aus Beifall und emporge- reckten Händen, die es zu drücken galt. Verschwitzt, ergriffen und freudestrahlend bedankten sich die Krieger bei ihren treuen Mitstreitern, bevor sie das Schlachtfeld verließen. ...................

Wojtek Lisicki
Wojtek Lisicki
Wojtek Lisicki
Lost Horizon
Wojtek Lisicki
Daniel Heiman
Martin Furängen

Wojtek war in besessener Hingabe zu seinem Solopart auf die Knie gesunken und gewährte den ausrastenden Zuschauern am rechten Bühnenrand einen hautnahen Einblick in seine Fingerfer- tigkeit! “To the kingdom of my will - from dungeons of emotions - wisdoms voice is guiding me leads me through all tortures!” gelobte der Saal und ging dermaßen mit, dass die etwas verhalte- nere Passage kurz vor dem Losbrechen des Finalparts in den lautstarken Reaktionen beinahe unterging! Doch schlagartig gewannen LOST HORIZON wieder die Oberhand, die uns mit phäno- menaler Dominanz ins Metal-Paradies entführten und dafür mit frenetischer Euphorie belohnt wur- den! Das überdeutliche Hochgefühl der LOST HORIZON-Fans überzeugte die Band, noch einen zweiten, genussvollen Metal-Nachschlag hinterherzuschieben: Eine Cover-Version aus CRIM- SON GLORYs fantastischer “Transcendence”-Ära - “Red Sharks”! .........................

Fredrik Olsson
Wojtek Lisicki
Daniel Heiman

DARK TALES

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